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Selten sind die Meinungen über Martin Suters Werke so auseinander gegangen wie bei diesem Buch. Was soll der Leser also davon halten?
Der Auflagenerfolg des Buches ist keinesfalls nur der Marketingstrategie des Diogenes Verlag geschuldet. Das Buch ist wirklich – und zwar in vielerlei Hinsicht – lesenswert. Vorausgesetzt, man mag (auch) „Liebesromane“!
Suter hat sich in seinen Romanen bislang meist immer neuer Themen angenommen. Denken wir nur an das höchst bemerkenswerte Buch „Small World“, wo er die
Alzheimer-Krankheit romanhaft verarbeitet oder an die „Dunkle Seite des Mondes“,
in dem ein Manager durch Drogenerfahrung aus den Fugen gerät oder an „Ein
perfekter Freund“, in dem das Thema Amnesie literarisch unterhaltsam verarbeitet wird.
Gewiss Suter beschäftigt sich in seinen Werken tendenziell mit Menschen aus dem Geschäftsleben, wie besonders seine letzten Veröffentlichungen beweisen („Business Class“, „Geri Weibel“, „Huber spannt aus“), kein Wunder entstammt er doch selber eben dieser Welt.
Dabei ist Suter in allen seinen Büchern immer ein höchst präziser Beschreiber „moderner“ menschlicher Verhaltensweisen, was ein gerüttelt Maß an Recherchearbeit voraussetzt. So auch in diesem vorliegenden über 300 Seiten starken Roman (in dem es in der Tat auch Längen gibt).
Über den Inhalt von „Lila, lila“ sei an dieser Stelle kurz berichtet:
– Es wird eine Liebesgeschichte in der Liebesgeschichte erzählt (der Leser bekommt also gleich zwei fürs gleiche Geld), wobei die eine auf anrührende Weise am Ende mit der anderen verwoben ist.
– Der Leser erhält so ganz nebenbei einen augenzwinkernden satirischen Einblick in den Literaturbetrieb, der seinen Höhepunkt entlarvend in der Beschreibung des geplantes zweiten Romans von David Kern findet.
– Auch in diesem Roman, wie in jedem vorherigen, geht es um den Verlust von Identität, in diesem Fall verursacht durch Liebe um jeden Preis.
Fazit: „Lila, lila“ ist ein Stück unterhaltsamer und durchaus spannender Gegenwartsliteratur, ideal für den kommenden Sommerurlaub.