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Einem Roman von Thomas Mann etwas anderes als 5 Sterne zu geben, wäre anmaßend. Und:
Ganz gleich, was Gert Westphal vorliest, dies ist immer höchstes (Hör-) Vergnügen.
„Doktor Faustus“ ist mE nicht der beste Roman Thomas Manns. Die Buddenbrooks, der Zauberberg, besonders aber der Joseph-Roman haben meines Erachtens mehr zu bieten. Dennoch verdient auch dieser Roman allemal 5 Sterne.
Thomas Mann ist in allen seinen Werken nicht nur ein präziser Beobachter und Beschreiber auf hohem stilistischen Niveau gewesen, sondern so manches Mal in negativer Übersteigerung eben dieser Fähigkeiten auch ein Schwadroneur und Causeur. Seine Schwatzhaftigkeit fällt ganz besonders in diesem Werk auf und kann über weite Strecken die Grenze des Erträglichen überschreiten.
Auch in diesem Werk fällt dem aufmerksamen Leser der oftmals zu beobachtenden modulare Aufbau auf. Th. Mann versteht es, Versatzelemente, schriftstellerische Fingerübungen oder Gedankenausflüge zu gänzlich anderen Themen aus Politik, Wissenschaft oder Kunst Seiten füllend und ohne jeglichen inhaltlichen Zusammenhang in seine Werke so zu integrieren, dass es dem Leser nur sehr schwer auffällt.
Besonderes Vergnügen hat der Leser, dem es auch in diesem Roman gelingt, jene Abschnitte zu entdecken, die eindeutig autobiographische Züge haben oder Verarbeitungen Manns eigenen (Er-) Lebens sind.