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Hauptkommissar Kluftinger ist ganz und gar der Anti-Held. Abends hat er nur ein Bestreben: Die Kuhle in seinem Sofa vor dem Fernseher möglichst zu vertiefen. In Trainingshose (in der er nie trainiert hat) und mit Bierkrug und Fernbedienung fühlt sich der leitende Hauptkommissar Kluftinger am wohlsten – nicht gerade zur Erbauung seiner Frau Erika. Kluftinger liebt „Käsespatzen“ (in anderen deutschsprachigen Gegenden heißen sie „Kasnock’n“, „Käseknöpfle“, „Kässpätzle“ usw.). Natürlich wird der biedere Kommissar gerne unterschätzt – ein beliebtes Stilmittel im Krimigenre.
Die Idylle im Allgäu gerät ins Wanken, als ein „Lebensmitteldesigner“ mit einer IKEA-Gardinenschnur ermordet wird. Und es bleibt nicht bei diesem einen Mord. Der Leser / Hörer erfährt im Weiteren von den Problemen der kleinen Milchbauern, den verlassenen Bauernhöfen, den Schwierigkeiten der kleinen Käsereien gegenüber den „Großen“.
Der gemütliche Kriminaler Kluftinger ermittelt gemächlich darauf los. Auf Seite
100 taucht erstmals ein Verdächtiger auf und weitere 100 Seiten später ist die Aufklärung des Falls noch keinen einzigen Schritt weitergekommen, es wird nie jemand wirklich verdächtig und als dann endlich auf den letzten 40 Seiten die Geschichte Fahrt aufnimmt, ist es zu spät.
Die gesamte Geschichte ist langatmig, wird ohne Esprit erzählt. Klischee reiht sich an Klischee, der Humor ist eher platt und einfältig. Lokalkolorit, derber, deftiger Witz – wer das mag, mag es mögen.
Zur Hörbuchversion (3 CD und 229 Minuten) sei angemerkt, dass die „Kluftinger“-Audiobücher eine „Autorenlesung“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr sind. Doch genau genommen ist diese Lesung eher ein angedeutetes Hörspiel, eine „Krimilesung“ mit zwei Sprechern, die sich die verschiedenen Rollen und den Erzähler“ aufteilen – so jedenfalls das Konzept der Autoren.
Wie bereits bei Hörbüchern anderer Literaten angemerkt, sind Autoren nicht immer gut beraten, ihre Werke selber vorzutragen. Besser man ließe die „Kluftinger“-Kriminalromane von einem professionellen Schauspieler vorlesen – ich denke dialektal zum Beispiel an Dieter-Werner Steck – oder gar als Hörspiel produzieren.