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Der Titel dieses Buchs von Johannes Liess macht neugierig. Für jedes Huhn und jeden Schäferhund gibt es gesetzliche Vorschriften zu seiner Unterbringung, für den Bürger wohl eher nicht.
Johannes Liess sehnte sich nach Jahren eines modernen Nomadenlebens nach Stille. Als Architekt hatte er weltweit gearbeitet, bis es ihm genug war: Im Jahre 2003 machte er sich mit einem Planungsbüro in Lüchow im Landkreis Güstrow (nicht zu verwechseln mit Lüchow-Dannenberg), einem sterbenden Dorf im tiefsten Mecklenburg-Vorpommern, selbstständig – und nahm sich vor, das Dorf vor dem Niedergang zu retten.
Mit einigen anderen gründete er als Keimzelle die Landschule Lüchow. Mit ihr erblühte das zuvor fast ausgestorbene Dorf mit fünf Einwohnern wieder zu neuem Leben: Von den heute 40 Einwohnern sind die Hälfte Kinder.
Ihr komfortables Stadtleben mit all seinen Möglichkeiten haben die meisten bewusst aufgegeben für eine Vision. Lüchow funktioniert anders als ein übliches alternatives Wohnprojekt, doch ist Idealismus ist keine Grundlage.
Das Leitmotiv der dort lebenden Menschen war und ist es, eine Schule zu haben, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. Kinder sollen gerne zur Schule gehen, sollen ihre Neugier auf das Leben erhalten und verstärken.
Durch die enge und behütete Verbindung von Dorfgemeinschaft und Schule kann Leben und zeitgemäßes Lernen für eine nachhaltige Lebensgestaltung und Arbeiten in der Gemeinschaft stattfinden.
“Wenn das Leben auf dem Land erneut attraktiv werden sollte, dann müssten die Dörfer wieder als Lebensort funktionieren. Dann genügt es nicht, wenn sich in zwölf Kilometern Entfernung ein Lebensmitteldiscounter befindet und ich ein Auto brauche, um dorthin zu kommen. Dann ist es nicht ausreichend, wenn am Morgen ein Schulbus kommt und mein Kind über eine Stunde im Bus verbringt, um das nächste Schulzentrum zu erreichen. Dann ist es nicht ausreichend, dass Menschen, wenn sie älter werden und Hilfe brauchen, in die Stadt ziehen müssen.” (Seite 73)
So weit wie möglich beziehen die Dorfbewohner ihre Lebensmittel von den Bauern
der Umgebung. Aufträge werden an regionale Handwerker vergeben. Ein Gästehaus ist geplant, außerdem ein Dorfladen und eine Einrichtung für altersgerechtes Wohnen. Gemüse und Obst sollen aus der eigenen Gärtnerei kommen, Pflanzenkläranlage, Blockheizkraftwerk und Windkraftanlage sollen die Ver- und Entsorgung komplettieren.
Der Schulgarten wird gehegt und gepflegt, die Schüler bekommen täglich frisch gekochte Mahlzeiten. Unterrichtet wird nach waldorfpädagogischen Grundsätzen. So eine Schule hatte nicht einmal Bullerbü.
Dr. Johannes Liess studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Architektur.