Mark Wallington – „Der Mann auf dem Fahrrad“

Rating: ★★★★☆ 

Clive Peacock ist leidenschaftlicher Briefträger und Radfahrer. Doch nach 35 Dienstjahren und 52 Lebensjahren wird er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt: Eine vollautomatische Sortiermaschine wird ihn in Zukunft ersetzen.

So beginnt die Geschichte eines Mannes, dem der Fortschritt in die Quere kommt.

Clive Peacock kann sich jedoch ein Leben ohne sein Dienstrad und das Zustellen von Post nicht vorstellen. An seinem letzten Tag bringt er deshalb die Briefe aus dem von ihm zu leerenden Briefkasten nicht ins Verteilzentrum, sondern beschließt spontan, sie persönlich den Empfängern zu überbringen. Uns so radelt er einfach los.

Doch das erfüllt den Tatbestand des Diebstahls und bringt die Polizei auf dem Plan. Und schon bald erregt der Fall des „verschwundenen Briefträgers“ die Aufmerksamkeit der Medien –  „The Missing Postman“ (so der englische Originaltitel) wird über Nacht zum Medienspektakel und Clive zu Volkshelden stilisiert. Er ist der Mann, der den Härten des Thatcherismus gleich einem modernen Don Quichotte trotz.

Von seiner Heimat in Dorset aus fährt Clive durch ganz England und bis Schottland hoch und wieder nach London zurück. Er genießt viele unbeschwerte Wochen. Unterwegs trifft er viele nette Menschen, die sich solidarisch mit ihm erklären und ihm weiterhelfen. Übernacht wird er, der so gar keine politische Protestintention mit seinem spontanen Wahnsinnseinfall verbunden hatte, als Volksheld berühmt.

Zu Hause geht derweilen bei ihm einiges durcheinander. Seine Frau Christine gestaltet nämlich das ganze Haus im „Gammellook“ um. Sein Nachbar Mark Pitman von der Polizei ist mit Clives Fall betraut. Auch er leidet unter dem Medieninteresse, einem schikanösen Vorgesetzten und seinem eigenen, unergiebigen Leben und wird vom Verfolger zum Sympathisanten Clive Peacocks.

Und so endet alles gut – wenn da nicht noch ein Brief nach Italien wäre …

Fazit: Ein modernes Märchen mit einem gehörigen Schuss britischen Humors.

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