J. W. von Goethe – „Faust – der Tragödie erster Teil“

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Zur Erinnerung:

In dieser Tragödie schließt der Teufel Mephisto mit Gott eine Wette ab. Er will es schaffen, den Wissenschaftler Dr. Faust in die Hände des Bösen zu schubsen. Gott willigt ein – der Einsatz ist Fausts Seele, die Mephisto bekommt, sofern Faust sich in einen schlechten Menschen verwandelt.

Heinrich Faust, ein angesehener Forscher und Lehrer zu Beginn der Neuzeit, zieht eine kritische Lebensbilanz. Er ist mit seinem Leben unzufrieden: Als Wissenschaftler fehle es ihm an Einsicht und als Mensch sei er unfähig, sein Leben zu genießen. Deprimiert verspricht er dem Teufel Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn von seiner Unzufriedenheit zu befreien.

Mephisto schließt dazu mit Faust einen Pakt in Form einer weiteren Wette: Wenn er es schaffe, Faust dazu zu bringen, zu sagen, dass dieser Augenblick so schön ist, dass es kein Morgen geben soll, sei Fausts Seele fortan in Besitz von Mephisto. Faust willigt ein, sich sicher, die Wette nicht zu verlieren.

Mephisto verwandelt Faust zurück in einen jungen Mann und nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt. Mephisto fädelt alsbald eine Liebschaft mit der blutjungen und rechtschaffenen Margarete (Gretchen) ein. Faust richtet Gretchen mit Mephistos Heimtücke Frau zugrunde, indem er sie verführt,  schwängert und den Tod von Gretchens Mutter und Bruder herbeiführt.

Gretchen bringt das uneheliche Kind zur Welt, tötet es, aus Verzweiflung halb wahnsinnig geworden, und wird deshalb verhaftet. Faust will sie zwar noch durch Flucht vor der Hinrichtung retten, doch es gelingt ihm nicht: Er muss sie schließlich ihrem Schicksal und der Gnade Gottes überlassen. „Sie ist gerichtet! – Ist gerettet!“ – so endet dann das Trauerspiel.

Es wäre müßig, den tausenden Rezensionen zu diesem Werk inhaltlich eine weitere hinzufügen zu wollen. Konzentrieren wir uns also auf die Realisierung des vorliegenden Hörbuchs.

Im Jahre 1954 ging die „Deutsche Grammophon“ daran, ihr klassisches Musikprogramm um die Reihe „Grosse Literatur“ zu erweitern. Den Beginn machte man mit „Faust I“ in der Düsseldorfer Inszenierung durch Gustaf Gründgens.

Doch geht es bei dieser Einspielung nicht wie in früheren Aufnahmen darum, die Stimme bestimmter Schauspieler festzuhalten, sondern vielmehr um die Vermittlung des dichterischen Worts und seines Sinngehalts im Ganzen. Hatten jene Aufnahmen einst vornehmlich dokumentarischen Wert, fokussiert die vorliegende Aufnahme nicht die Interpreten, sondern stellt diese in den Dienst der Dichtung als Sprachkunstwerk.

Der Reiz der Aufnahme liegt m. E. darin, dass es gelingt, das Bühnendrama ohne akustische Illusionsmittel einer Hörfunksendung in ein Hörspiel umzusetzen.

Dass dabei die eine oder andere unwesentliche Textstelle wegefallen ist, kommt der szenischen Realisierung letztlich nur zugute.

ISBN: 382910698X
2 CDs

 

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