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Manchmal hat man Lust auf Vergangenheit. Doch viele Historienromane triefen nur so vor „Herz-Schmerz“. Dieser Roman des ungarischen Autors Robert Hasz nicht.
Sankt Gallen, wir schreiben das Jahr 973. Der Mönch Alberich bekommt den Auftrag, die Legende seines Lehrers Stephanus Pannonius für dessen Heiligsprechung zu verfassen. Doch er entdeckt alsbald, dass Stephanus keinen Märtyrertod gestorben ist, sondern sich ganz in der Nähe des Klosters versteckt hält.
Von ihm erfährt er eine andere Version einer abenteuerlichen Reise: Kurz nachdem er den sicheren Boden Bayerns verlassen hat, wird Stephanus von Warägern verschleppt. Ein in seinem Besitz befindliches Vogel-Amulett bringt ihn mehr und mehr in Schwierigkeiten. Plötzlich ist für ihn auf nichts mehr Verlass, nicht einmal auf die eigene Herkunft.
Der Roman geht tief in die Geschichte und die Gründungsmythen Ungarns zurück. Kernthema dieses im 10. Jahrhundert spielenden Romans ist die Macht der Geschichtsschreibung und der Legendenbildung.
Stephanus von Pannonien soll sich nämlich im Auftrag seines Abtes bzw. von Papst Johannes auf eine Reise begeben, um den ungarischen Stämmen – ohne Wissen Kaiser Ottos, der sie 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg besiegt hat – eine Nachricht zu überbringen, in der es um mehr Macht für den Papst durch die Unterstützung der Ungarn geht, letztlich um das Machtgefüge zwischen Byzanz, dem Papst und Kaiser Otto.
Dabei wird Stephanus zum Spielball der weltlichen und kirchlichen Mächte. Die Mission scheitert. Otto hat in der Zwischenzeit den Papst abgesetzt und einen neuen inthronisiert. Die Kirche schreibt jedoch dessen ungeachtet an Stephanus‘ frei erfundenen Heiligenlegende.