Stefan Einhorn – „Die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“

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Das, was man an diesem Buch am ehesten kritisieren könnte, ist sein Titel. Nicht nur, dass mit dem Titel ikonenhaft ein „Smiley“ mit freundlichem Mund angedeutet wird, sondern auch die Übersetzung des Titels aus dem Schwedischen „Konsten att vara snäll“ in „Die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“ führ den interessierten Leser ein wenig in die Irre. Denn „Freundlichkeit“ im Deutschen entspricht semantisch nicht dem Schwedischen „snäll“, das abgesehen von „freundlich“ auch „lieb“, „nett“ oder „brav“ bedeuten kann.

Und tatsächlich geht es in diesem Buch nicht die „Freundlichkeit“ – es vielmehr um den „braven Mann“, wie ihn Schiller in seinem „Wilhelm Tell“ beschreibt. Auch Stefan Einhorn geht es um Ethik: „Ein freundlicher Mensch ist jemand, der ethisches Handeln verinnerlicht hat“, schreibt der Medizinprofessor Einhorn.

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen.“, schreibt Goethe in seinem Gedicht „Das Göttliche“ – und in etwa darum geht es in diesem Buch.

Wenn Einhorn sich und uns dann die Frage stellt, ob sich eine solche Mühe denn lohne, sind wir bei Einhorns eigentlichem Thema: „Freundlichkeit ist für mich der wichtigste der unabhängigen Faktoren, die bestimmen, wie erfolgreich wir in unserem Leben sind.“

Schon nach wenigen Seiten fühlte man sich denn auch eher an einen US-amerikanischen Autor erinnert als an einen schwedischen: Die vielen berichteten Beispiele eigenen Erlebens („Als ich einmal einen Vortrag über Ethik hielt, kam nach der Veranstaltung eine Frau zu mir nach vorn und …“), das Markenzeichen US-amerikanischer Erfolgsliteratur à la „Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst beliebt und einflussreich zu werden“ (Dale Carnegie) sind mein Ding zugegeben nicht.

Fazit: Ansonsten ein gut geschriebenes und gelehrtes Büchlein, für den, der’s mag – echt „snäll“ eben!

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