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Es kommt – wie immer im Leben – ganz auf den Anspruch an. Eine „Kapital“-Exegese oder die Lektüre anderer Wirtschaftstheoretiker ersetzt dieses Buch gewiss nicht. Aber wer einen Überblick der verschiedenen Wirtschaftstheorien, gepaart mit den Einsichten diverser Moralphilosophen wünscht, kann es kaum besser treffen.
In kurzer, prägnanter Abfolge werden die wichtigsten Eckpfeiler der letzten Wirtschaftskrise mit profunden Hintergrundanalysen dem Leser erklärt. Menschliche Gier, Neid, das Geflecht von Reichtum und Armut und vor allem das Phänomen der Gerechtigkeit werden schlaglichtartig beleuchtet.
Mögliche Perspektiven, wie die des Sozialwissenschaftlers Heinz Dieterich werden im Kapitel „Kapitalismus 3.0“ vorgestellt, über „Arbeitswert“ und „Eigentum“ der Zukunft wird nachgedacht.
Am Ende des Buches wird alles gut. Endlich, möchte man ausrufen, jemand, der das Gute schafft und die Geschichte der Menschheit gut ausgehen lässt! „Am Ende fand ich Weltverbesserer immer sympathischer als Weltverschlechterer.“
Ob der Titel besonders klug gewählt ist, sei dahingestellt. Auch der Untertitel klingt zu schön, um ernst genommen zu werden: „Vom baldigen Ende des Kapitalismus“. Denn nach einem Abschied von „denen da oben“ oder gar des Kapitalismus sieht es weiterhin nicht aus. Solange die herrschenden Parteien sich als Diener von Wirtschaftsinteressen wähnen und Herr Ackermann ein eigenes Büro im Kanzleramt hat, wo er die Kanzlerin ganz persönlich darin berät, dass „Bad Banks“ das probate Mittel aus der Krise sind, und solange es Menschen gibt, die das Problem sind, für dessen Lösung sie sich siegessicher ausgeben, bleiben die Interessenssphären gewahrt.
Gewiss, er wird sich eines Tages verabschieden, der Kapitalismus, vermutlich mit einem lauten Knall. Nur wann, das ist eine Frage, bei der sich auch Marx / Engels ganz erheblich verschätzt haben.
Fazit: Eine recht lesbare kurze Geschichte unserer heutigen Zeit.