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Wer heute (jungen) Menschen deutsche Klassiker näher bringen will, kommt nicht umhin, über Textkürzungen und lexikalische Erläuterungen antiquierter Sprachelemente nachzudenken.
Diethelm Lübke ist das m. E. gelungen, ohne die Bedeutung des Schillerschen Dramas zu schmälern. Gegen die Kritik der Puristen spricht, dass es nur so möglich sein wird, (junge) Menschen von der Aktualität eines „Wilhelm Tell“ zu überzeugen.
Wie „modern“ oder gar „revolutionär“ Schiller war, wird dem erwachsenen Leser bei der erneuten Lektüre wieder bewusst. Schiller verlegt – nicht ungeschickt – das klassische Thema des gerechtfertigten „Tyrannenmordes“ kurzerhand in die Schweiz des Mittelalters. Schiller ist der deutsche Dichter des Übergangs vom absolutistischen zum bürgerlichen Zeitalter und der Französischen Revolution.
Keinem „allseits gebildeten“ Deutschlehrer dürfte es schwerfallen, Brücken zur Antike oder Neuzeit zu schlagen – Diskussionsstoff ohne Ende. Nicht zufällig hat Hitler 1941 die Aufführung des „Wilhelm Tell“ verboten.
Fazit: Für Schüler und für erwachsene Nachleser gleichermaßen hervorragend geeignet.