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In seinem dritten Stachelmann-Roman geht es Christian v. Ditfurth um die Zeit der Studentenrebellionen Ende der 70er Jahre in Heidelberg. Stachelmann selber war seinerzeit in einer marxistischen Gruppe aktiv (v. Ditfurth selber auch?)
Nun stirbt Studienfreund Ossi, einst Jura-Student, jetzt Oberkommissar der Kripo in Hamburg, der gerade ein unaufgeklärten Mord aus dieser gemeinsamen Studentenzeit nachging: Oskar Winter wird tot in seiner Wohnung gefunden. Sein Kopf ruht auf einem alten Aktenordner mit Ausschnitten von Zeitschriften, Bildern und Protokollen aus den siebziger Jahren. Angeblich Selbstmord. Stachelmann mag das nicht glauben.
Statt mit Anne in Urlaub zu fahren, reist der Historiker zurück in die eigene Vergangenheit. Er findet heraus, dass auch Ossi kurz vor seinem Tod in Heidelberg war, offenbar um ein Verbrechen aufzuklären, das fast 30 Jahre zurückliegt: den Thingstättenmord. Musste Ossi sterben, weil er den Tätern, möglicherweise ehemaligen Kommilitonen, zu nahe gekommen war?
Die Geschichte ist gut gewählt, aber wie die beiden bisher erschienenen Krimis unnötig lang. Von Ditfurth lässt seinen Stachelmann einmal mehr viele spontane Reisen unternehmen. Er taucht wieder ein ins Heidelberg von einst, trifft alte Kommilitonen, die einen arriviert, die anderen Alkoholiker – welch Alternative!
Die Habilitationsschrift will weiterhin nicht recht vorangehen und auch die Liebesgeschichte mit Kollegin Anne dümpelt so dahin. Ist Stachelmann nicht beziehungsfähig? Ein Leben mit kleinen Lindern scheint jedenfalls so gar nicht sein Fall.
Dies gepaart mit der Kaltherzigkeit, mit der er seine alte Mutter mit ihrer Krebsdiagnose allein in den OP entlässt – nein, Dr. rer pol Stachelmann kommuniziert in dieser Sache nicht einmal mit den promovierten Ärztekollegen, um mehr über die Diagnose und den weiteren Lebensaussichten seiner Mutter zu erfahren, da ist ihm seine eigene Athritis deutlich wichtiger – so einen miesen Charakter möchte man nicht einmal als entfernten Nachbarn.
Am Ende geht es dann aber einmal wieder sehr schnell, zu schnell. Der Plot scheint wie aus dem Hut gezaubert – und Stachelmann behält einmal wieder recht.
Fazit: Etwas besser als der zweite Band.