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Nach vielen positiven Rezensionen habe ich das (Hör-) Buch mit großen Erwartungen
gekauft – und bin überwiegend enttäuscht.
Literarisch gibt es wenig Lichtblicke: Die Sprache mag zT durchaus „poetisch“ sein, das Thema anrührend, aber die sich über drei Jahrzehnte erstreckende Dreiecksgeschichte in dem mythischen, kleinen Orte „Kirchblüt“, irgendwo in Süddeutschland, irgendwo am Neckar, „wo die Felder beginnen und die Kieswege sich kreuzen“, wo die drei Kinder Aja, Seri und Karl zusammenfinden und eine Dreiecksfreundschaft aufbauen, die bis ins Erwachsenenalter hält, schleppt sich dahin.
Die helle Tage der Kindheit in den 60er Jahren sind vor allem Tage, die die Kindern im Garten ihrer Freundin Aja verbringt, die aus einer ungarischen Artistenfamilie stammt und mit ihrer Mutter in einer Baracke (warum muss ich immer nur an Peter Lustig denken?) am Stadtrand wohnt.
Manches dort Erzählte ist recht knapp am Kitsch vorbei – der „Spiegel“ schreibt gar von der „Honiggrenze“ zum Süßlichen. Was bleibt, ist „Folklore“, ein vermeintlich hochpoetisches Kunstgewerbe als Kulisse für eine geheimniskrämerische und definitiv spannungslose Geschichte.
Dabei erweist sich schon die Welt der Kinder durchaus nicht als Idylle. Deshalb habe ich Schwierigkeiten, die „Allegorie auf die unstillbare Sehnsucht nach vergangenem Glück“, wie ein Rezensent der NZZ schreibt, nachzuvollziehen.
Vielleicht liegt mein Urteil auch zum Teil an der Sprecherin, Doris Wolters, die das Hörbuch in leiser und wenig nuancierter Frauenbefindlichkeitsausdrucksweise vorliest. Eine andere Sprecherin – wie zB Andrea Sawatzki – hätte mE nicht nur viel mehr Verve in das Hörbuch bringen, sondern dem Werk auch jene depressive Grundstimmung nehmen können, die die Autorin möglicherweise gar nicht intendiert hat.
Ein Rezensent einer großen Zeitung nennt den Ton des Buches gar „elegisch“. Doch beim mysteriösen Geraune dieser gar nicht heilen Kindheitswelt muss man(n) beim Hören der CDs beim Autofahren befürchten, in Sekundenschlaf zu verfallen und sollte sich beizeiten für einen Spurhalteassistenten entscheiden, um nicht in den Leitplanken zu landen.
Zur Zeit halte ich daher (auch) dieses Buch für überbewertet, wie so viele, die von den großen Verlagen in den Markt gedrückt werden. Oft stehen Autoren erfolgreicher Erstlingswerke (hier: „Der Schwimmer“; „Heißester Sommer“) unter einem enormen Druck der Verlage und verfassen dann übereilt eher mäßige Nachfolgewerke.
„Ich habe kein Konzept, wenn ich anfange zu schreiben“, bekennt Bánk in einem Interview in „DIE WELT“ – das merkt man dem Werk in der Tat an!
Das Hörbuch umfasst 6 CDs und 407 (gekürzte) Minuten.
Schade, das die Qualität des Hörbuches nicht zu der 5 Sterne Bewertung geführt hat. Dabei ist die Geschichte selbst in meinen Augen 10 Sterne wert.